Herz-Jesu-Fest, 20. Oktober 1993

 

Ein doppelter Anlass fŸhrt uns heute zu dieser festlichen Messfeier zusammen: 1. Das Ordens-Herz-Jesu-Fest, das auf den Hl. Ordensstifter Johannes Eudes zurŸckgeht und Šlter ist als das allgemeine Herz-Jesu-Fest der Weltkirche. Es ist gut und hilfreich, sich aus Anlass dieses Festes wieder daran zu erinnern, dass der hl. Ordensvater Johannes Eudes der erste Verehrer und Propagator der Herz-Jesu und Herz-MariŠ-Verehrung war und seiner doppelten Ordensfamilie, den Priester-Eudisten und den Zufluchtsschwestern sowie den Schwestern von der Liebe des guten Hirten dieses Erbe verpflichtend hinterlassen hat: bei aller TŠtigkeit darauf bedacht zu sein, dass es immer auf das Herz ankommt, das Leben und Leiden, Beten und Arbeiten, Opfern und SŸhnen in Verbindung mit den Herzen Jesu und MariŠ. Wie hat doch der hl. Johannes Eudes so stark die Einheit des Herzens Jesu und des Herzens MariŠ betont und verlangt, dass unser Herz der Gesinnung nach ganz eins sei mit diesen beiden heiligsten Herzen: Cor unum in corde Jesu et MariŠ. Halten Sie, liebe ehrwŸrdige Schwestern, daran fest, stehen Sie treu zu diesem kostbaren Erbe, zu dieser Ihrer OrdensspiritualitŠt und grŸ§en Sie jeden Tag – wenn schon nicht mehr gemeinsam, so doch wenigstens privat – das gšttliche Herz Jesu mit dem 13maligen Ave, mit dem der hl. Johannes Eudes das Herz Jesu verehrt und tŠglich angerufen hat: ãAve, Cor sanctissimum; Ave Cor mitissimum; Ave Corhumillimum, Ave Cor purissimum...

Es steht nicht genau fest, wann der hl. Johannes Eudes dieses Gebet verfasst hat. Sicher aber war es am Hšhepunkt seines Eindringens in die von ihm so gefšrderte Herz-Jesu- und Herz-MariŠ-Verehrung, denn dieses Gebet stellt in seiner prŠgnanten Fassung ein Compendium, einen Abriss seiner ganzen Lehre Ÿber die recht verstandene und richtig geŸbte Herz-Jesu- und Herz-MariŠ-Verehrung dar. Es geht ein ganz eigenartiges Fluidum von diesem Gebet aus und man spŸrt – wenn man dieses Gebet andŠchtig und besinnlich betet – wie man durch dieses Gebet, von der Gnade Gottes erleuchtet und getrieben, sich fšrmlich gezwungen fŸhlt, immer wieder neu Ernst zu machen mit dem ehrlichen Streben nach herzhafter marianischer Christusverbundenheit und nach radikaler Ganzhingabe des eigenen Herzens an die beiden heiligsten Herzen, denen man sich geweiht hat durch einen besonderen Weiheakt, vor allem aber durch die heilige Profess:

Da stehe ich nun beim zweiten Anlass, der uns heute zu dieser festlichen Messfeier zusammengefŸhrt hat: Es ist das Diamantene, 60jŠhrige ProfessjubilŠum zweier Schwestern:

1.    der 87jŠhrigen Sr. Celine Hofbauer und

2.    der 80jŠhrigen Sr. M. Clothilde

 

Beide lieben Schwestern stammen aus tiefglŠubigen, mit Kindern gesegneten Familien, die eine aus der grŸnen Steiermark, die andere aus dem gesegneten Niederbayern...

Beide liebe Schwestern haben dem Ruf Gottes Folge geleistet und haben sich vor 60 Jahren in der Hl. Profess fŸr immer dem Herzen Jesu und dem Herzen MariŠ geweiht. Beide haben dabei in ihrer Haltung und Gesinnung das getan, was sie dann im tŠglichen ãAve Cor sanctissimumÒ feierlich erklŠrt haben: ãTibi cor Nostrum offerimus, donamus, consecramus, immolamus...Ò ãDir sei unser Her dargeboten; geschenkt, geweiht und hingeopfert.Ò

Ja, liebe Jubilarinnen, Sie haben sich im Dienste des Herzens des guten Hirten hingeopfert. Der Herr mšge Ihnen alle aus Liebe zu Ihm gebrachten Opfer und Ihre treue im Stehen zu den Hl. GelŸbden Ÿberreich lohnen.

Liebe Sr. M. Celine, liebe Sr. M. Clothilde, Sie traten vor mehr als 60 Jahren in einen aus Frankreich nach …sterreich gekommenen, von zwei franzšsischen Heiligen, dem hl. Johannes Eudes und der hl. Mutter Maria Eufrasia gegrŸndeten Orden ein. Sie haben damals vor mehr als 60 Jahren bei der Einkleidung den Namen franzšsischer heiliger Frauen bekommen, die Namen Celine und Clothilde. Diese beiden heiligen Frauen werden in Frankreich viel verehrt: Die hl. Celine, die Mutter des hl. Remigius, des gro§en Glaubensboten im franzšsischen Frankenland und Bischofs von Reims. Er taufte den Kšnig Chlodwig zu Weihnachten 499. Chlodwig, der Heide, war von seiner heiligen Gemahlin Clothilde im christlichen Glauben unterwiesen worden.

So sind die ZusammenhŠnge der beiden Namenspatrone unserer diamantenen Jubilarinnen: Celine war die vorbildliche Mutter des hl. Bischofs Remigius. Dieser aber taufte den Kšnig Chlodwig, der durch seine Gemahlin Clothilde durch viel Gebet und langes Zureden zur Bekehrung gebracht worden war.

Ich wollte das ausdrŸcklich erwŠhnen, dass Sie, Jubilarinnen, bei Ihrem Eintritt in einen aus Frankreich gekommenen Orden franzšsische Namenspatrone bekommen haben, wo Sie beide aus dem deutschsprachigen Gebiet, aus der Steiermark bzw. aus Niederbayern stammen. Ich erwŠhne das deshalb, weil man heute so oft klagt Ÿber Fremdenhass und AuslŠnderfeindlichkeit. Dazu ist nur ein engstirniger Nationalismus fŠhig, Ÿber den wir Angehšrigen der Katholischen Weltkirche erhaben sein mŸssen. FŸr uns sind alle Menschen, ganz gleich welcher Farbe und Nation, von gleichem Wert und gleicher WŸrde. Jeder Heilige, ganz gleich welcher Nation er angehšrte, ist uns Vorbild und FŸrsprecher in der Gemeinschaft der Heiligen. Und jeder Orden, ganz gleich in welcher Nation er entstanden ist, ist der Mutter Kirche lieb und teuer, wenn nur in ihm wirklich ernst gemacht wird mit der treue zu den evangelischen RŠten, also zu den OrdensgelŸbden und es ernst genommen wird mit dem gro§en Anliegen der Neuevangelisierung der Welt.

Sie, liebe Jubilarinnen, haben in Ihren Ordensnamenspatroninnen gute Vorbilder fŸr Ihr Ordensleben mitbekommen; denn beide heiligen Frauen, die hl. Celine und die hl. Clothilde waren mit Eifer bemŸht um die Bekehrung der ihnen anvertrauten Menschen, die eine indirekt, die andere direkt.

Sie beide haben ebenfalls – still und bescheiden – mitgewirkt an der Bekehrung der ihnen anvertrauten Menschen; sei es durch direkten Einsatz in der Erziehung der Jugend in Wr. Neudorf und Theresienfeld, sei es durch andere Dienste: durch Ihr Beten, Opfern und SŸhnen.

Sie beide, liebe ehrwŸrdige Jubilarinnen, haben damals vor 60 Jahren bei Ihrer feierlichen Profess dem Sinn nach das gesprochen, was am Schluss des ãAve Cor sanctissimum...Ò gebetet wird in der klaren Sprache des hl. Johannes Eudes: ãDir, Herz Jesu, sei mein Herz dargeboten, geschenkt, geweiht und hingeopfert. Nimm es und besitze es ganz, und reinige es, und erleuchte es, und heilige es, auf dass du in meinem Herzen lebest und herrschest, jetzt schon und immer und in alle Ewigkeit!Ò Mšge das in den Ihnen noch von Gott geschenkten Wochen, Monaten und Jahren immer mehr in ErfŸllung gehen im Vertrauen auf den, von dem wir mit dem Apostel Johannes in seinem 1. Brief bekennen, dass Er (Gott) ãgrš§er ist als unser Herz; und er wei§ allesÒ; Er wei§ um Ihr tapferes KŠmpfen und Ringen, um Ihren Eifer und Ihre Opferbereitschaft, Er wei§ um Ihre guten Werke und Leistungen in seinem Dienst. Er wird alles einmal Ÿberreich belohnen. Wir alle aber, Priester und Mitschwestern, danken Ihnen, liebe Jubilarinnen, fŸr Ihre Liebe und Hingabe und Ihr vorbildliches Leben und wŸnschen Ihnen weiterhin viel Gnade, viel Mut, viel Trost in der Gebrechlichkeit des Alters und viel Segen.

Und was mir gestern ein lieber Mensch zu meinem 55jŠhrigen Priesterweihe-JubilŠum geschrieben hat, das mšchte ich Ihnen, liebe Sr. Celine und Sr. Clothilde gleichsam ins Stammbuch schreiben:

ãDer Hšhepunkt deines Lebens muss immer vor dir liegen, nicht hinter dir!Ò Amen